Samstag, 9. Mai 2015

Zitatgeschichten 3. Teil

Hey Leute,

wie ihr ja schon wisst, bin ich Mitglied in dieser Zitategruppe. In letzter Zeit habe ich es etwas schleifen lassen, deshalb kommt hier jetzt der dritte Teil. Es ist aber der aktuelle Beitrag! Es geht weiter mit der Geschichte von letztem Mal. 
Ich habe nur sehr wenige Zitate einbauen können. Da ich es sonst nicht mehr pünktlich geschafft hätte. Außerdem bin ich müde. Hoffe es gefällt euch trotzdem.

Kuss und Gruß '♥

Folgende Zitate habe ich diesmal verwendet:

1 "Ich seh Sie!" (aus den Film "Das fliegende Auge")

2 "Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig Fragen." - Johann Wolfagng Goethe

3 "Eins, zwei oder drei. Letzte Chance vorbei!" (Michael Schanze in der ZDF-Spielshow "1,2 oder 3")

4 "Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich." - Hermann Hesse

5 "Sie kommen durch mich an Sie heran." (Robert Redford in "Sneakers - Die Lautlosen")

6 Alle unsere Träume können sich erfüllen - wenn wir den Mut haben ihnen zu folgen. - Walt Disney

7 Andreas Krämer "Ich wusste nicht, dass ich geflogen bin" "Geflogen nicht aber den Mantel hat man Ihnen bereits gereicht", "Doch mit dem Trumpf denen ich Ihnen zustecke, sind Sie wieder im Spiel!", "Sie haben die Schablone", "Exakt, clever die Kleine" (Dialog zwischen Hadden und Elli in "Contact" aus dem Jahr 1997)

8  "Sehe ich wie ein Mörder aus?" aus Sakrileg - The Da Vinci Code von Dan Brown

9 Nur das Meer kennt dein Geheimnis! - Der Sommer, in dem es zu schneien begann von Lucy Clarke

10 Der Mut bestand darin, weiterzumachen, egal was geschah - Panic ~ Lauren Oliver

11  "Wer immer tut,was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford (1863 - 1947)

12 Das Glück ist blind (Fabienne Siegmund "Sommerkuss")
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Das schöne Kind


Das Pferd war sehr schwarz und sehr groß und es schien mitten aus dem Nichts zu kommen. Marin befand sich mitten auf dem Weg und konnte sich nicht erklären, wie sie hier her gekommen war. Und sich zu rühren war ihr auch nicht möglich.
Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben, als das Pferd stieg und die Hufen direkt über ihr durch die Luft sausten. Erdbröckchen fielen auf sie hinab.
„Hoooo!“, rief eine tiefe Stimme beruhigend und dann kam das Pferd direkt neben Marin zum Stehen. Sand spritzte auf, als sich die Hufen hineinbohrten.  Dann sprang ein Mann vom Rücken dieses monströsen Tieres und ging neben dem jungen Mädchen in die Hocke. Er hatte sehr blaue Augen und ein gütiges Gesicht. Auf seinem Kopf prangte eine Krone. Er musste ein König sein.
„Wer seid ihr, schönes Kind? Und warum sitzt ihr hier auf diesem kalten Boden?“
„Ich seh‘ sie!“, rief Marin komplett zusammenhanglos und erstach den Mann beinahe mit ihrem Zeigefinger, als sie auf ihn deutete, um ihre Worte zu unterstreichen. Er sah sie ein bisschen verwirrt an. Sie war ein hübsches Mädchen von vielleicht 19 Jahren und ihre Haut war so blass wie Porzellan. Das Gesicht, wohl proportioniert und mit weichen Kanten, sowie mit vollen Lippen und großen Augen ausgestattet, wurde umrahmt von türkisfarbenem Haar, welches sich lockig über ihre Schultern gelegt hatte und sich sanft an ihren Körper schmiegte.
„Habt Ihr einen Namen?“
„Bestimmt“, sagte sie. Ihm fiel auf, dass sie eine sehr schöne Stimme hatte. Melodisch. Mit dieser Antwort hatte er allerdings nicht gerechnet.
„Oh und … werdet Ihr ihn mir verraten?“, gab er also verdutzt zurück.
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen“, sagte sie lächelnd. „Mein Name ist Aquamarin.“
„Wie … ungewöhnlich. Hübsch, das wohl. Aber ungewöhnlich.“ Er nickte ein paar Mal, wie zu sich selbst. „Und sagt: Aus welchem Geschlecht stammt Ihr?“ Marin dachte eine Weile über diese Frage nach. Eigentlich … wusste sie es nicht. Sie wusste überhaupt wenig – von ihrem Namen mal abgesehen.
„Wenn ich’s wüsst‘ – Ihr wärt der Erste, der’s erfährt!“
„Gut, dann … kannst du aufstehen?“ Im Kopf des Königs begann eine Idee zu keimen. Seit Monaten suchte er nach einer Frau für den Prinzen. Aber obwohl die Thronanwärterinnen ihm die Tür einrannten, gab sein Sohn sich mit keiner zufrieden. Zu braungebrannt, zu hell, zu groß, zu klein … irgendetwas sagte dem König jedoch, dass ihm dieses Mädchen gefallen würde.
„Ich weiß nicht!“, sagte sie und er zuckte kurz zusammen. Hatte er etwa laut gedacht? „Ich will es aber wohl versuchen.“ Als sie diesen Satz hintenan fügte, war der Mann erleichtert. Sie hatte nur auf seine Frage geantwortet und ahnte nichts von seinen Plänen. Er bot ihr die Hand und wollte ihr auf die Füße helfen, doch ihre Beine knickten ein.
Der König konnte nicht wissen, dass Marin eine Nixe war, die ohne Wasser und durch die Hilfe eines Zaubertrankes zwar Beine anstatt der wunderschönen Flosse hatte, aber nicht damit gehen konnte. Ihre Füße waren zu zart.
„Ich schein‘ es nicht zu können“, lachte sie. „Was soll ich nun machen?“
„Wenn es euch beliebt, so nehme ich euch mit auf mein Schloss. Wir werden schon herausfinden was euch zur Gesundheit fehlt. Wir geben euch Gemach und Speis‘ solange Ihr eure Erinnerung noch nicht zurück habt.“ Ihre großen Augen musterten ihn eine Weile. Das Angebot war sehr großzügig und sie fragte sich, was wohl der Grund dafür sein mochte.
„Eins, zwei oder drei! Letzte Chance vorbei!“ Der König lächelte und sie tat es ihm nach.
„Nun, die Wahl habe ich dann wohl nicht mehr. Ich nehm‘ es an, das nette Angebot. Ich habe wohl großes Glück euch getroffen zu haben.“

„Was bedeutet Euch das Glück, schönes Kind?“ Sie überlegte eine Weile, während der König sie auf sein Pferd hob.
„Glück ist … Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann ist glücklich.“ Diese Antwort freute den König sehr, aber er ließ es sich nicht anmerken. Der Prinz hatte ihn neulich gefragt, wie er denn jemals eine Frau finden solle, wenn alle Anwärterinnen es nicht wert seien. Jetzt hatte er endlich die Antwort, die er damals nicht geben konnte.
„Sie kommen durch mich an sie heran, mein Sohn!“, dachte er.
„Eine sehr schöne Antwort“, sagte er. „Alle unsere Träume können sich erfüllen, wisst Ihr? Wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“

Am Morgen erwachte Marin in einem riesigen, sehr weichen Federbett. Sie schlug die Decke zurück, ließ sich in den Rollstuhl fallen, den man ihr gegeben hatte und rollte zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen.
„Ich wusste nicht, dass ich geflogen bin“, murmelte sie.
„Nun ja, geflogen nicht, aber den Mantel hat man Ihnen bereits gereicht.“ Erschrocken drehte sie sich um. Auf dem Sessel saß ein klug wirkender, hübscher Mann. Ein bisschen sah er aus wie ein Butler.
„Das ist egal, für den Moment. Ich werde Ihnen helfen. Mit dem Trumpf, den ich ihnen reiche, sind sie wieder im Spiel.“
„Sie … haben die Schablone?“
„Wie meinen?“
„Ach, nichts.“ Für einen kurzen Moment hatte Marin sich erinnert. Bruchstückhaft. Jetzt war es wieder weg. So etwas hatte sie neulich schon einmal gehabt. Da war der Satz gewesen: Exakt, clever die Kleine. Sie konnte es einfach nicht in Einklang bringen.
„Nun, wie ist euer Trumpf?“
„Der Prinz fand es nicht so schlimm wie der König. Und weil es hierbei um den Thronfolger geht, werdet Ihr bleiben dürfen.“ Langsam kam die Erinnerung an das was gestern passiert war zurück. Sie hatte sich sehr über den Fisch in der Suppe geärgert – warum konnte sie nicht erklären, aber es schien ihr unmöglich ein Tier des Meeres zu essen.
„Seh‘ ich wie ein Mörder aus?“ Der König hatte es als persönlichen Angriff aufgefasst, dass sie den Fisch nicht wollte und so war es eskaliert. Das Mädchen stand jetzt mit dem Rücken zum Fenster. Als sie jedoch die Stimme vernahm, drehte sie sich blitzschnell wieder um und schloss die Fensterläden. Ihr war, als wäre ihr eine Brise um den Körper geweht und geflüstert hatte sie: „Nur das Meer kennt dein Geheimnis!“
Aquamarin beschloss zum Frühstück zu gehen. Der Mut bestand schließlich darin, weiterzumachen egal was geschah.
„Sicher, dass Ihr nicht warten wollt, bis man euch abholt?“
„Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“, sagte sie und rollte in Richtung Tür. „Nein, ich habe lange genug gewartet. Was ich angerichtet habe, muss ich selbst geradebiegen.“

„Marin, liebste Marin!“, sagte die Königin voller Sanftmut, als das Mädchen in den Saal rollte. Der Prinz betrachtete sie.
„Mein Glück!“, lächelte er, als er vor ihr auf die Knie ging und ihre Hand nahm.
„Das Glück ist blind!“, sagte Marin abfällig. Es war nicht so, dass sie etwas gegen den Prinzen hatte. Aber in ihr war ein Gefühl und das erlaubte ihr nicht, sich zu verlieben. Sie spürte, dass sie sich nach jemandem sehnte, den es vielleicht gar nicht gab.
„Dann hab ich ja Glück, dass meines nur nicht gehen kann.“ Der Prinz nahm es ihre abweisende Art mit Humor. Auch der König grinste, der Ärger schien vergessen.
„Da hast du es, Sohn! Bisher war dir keine gut genug, jetzt ist es andersherum!“