Dienstag, 21. Oktober 2014

Füllszenen - eine Ermutigung

Ich habe ganz oft das Problem, dass ich mir im Vorhinein denke "So eine Szene würde ich gern schreiben, aber sie bringt niemanden weiter" Dabei handelt es sich um Textabschnitte, die mir ein Gefühl vermitteln, aber in der Geschichte nicht wirklich etwas verändern. Ich denke in einem solchen Fall über sogenannte "Füllszenen" nach. Näheres dazu in diesem Post.

Was eine (gute) Geschichte ausmacht


Jede gute Geschichte ist spannend (oder zumindest so mitreißend, dass man sie nicht gähnend zur Seite legt), denn wenn man ein Buch schreibt, dann will man doch, dass die Menschen, die es lesen, es nicht aus der Hand legen können. Man will, dass sie gefesselt sind und 'dran bleiben.'
Dafür ist es wichtig, dass man auch mal Füllszenen einbaut, um dem konzentrierten Leserkopf ein wenig Entspannung zu geben.


Füllszenen - was ist das und wenn ja, wie viele?


Natürlich ist ein guter Spannungsbogen nie verkehrt, aber dies bedeutet nicht, dass sich eine spannende Szene an die andere reihen muss. Dadurch würde das Buch sehr anstrengend zu lesen, denn keiner kann sich alles merken. Der Leser wäre schnell überfordert und würde vielleicht etwwas wichtiges übersehen, was ihn zweihundert Seiten später dann verwirrt innehalten lässt. Außerdem könnte ich mir eine gewisse Verwirrung vorstellen, wenn man auszuselektieren versucht, was genau wichtig ist und was nicht. Füllszenen schaffen genau hier Abhilfe. Die Handlung wird hier nicht nennenswert vorangetrieben, die Protagonisten gehen vielleicht spazieren und reflektieren die Erlebnisse des letzten Kapitels oder schlafen. Natürlich sollte man sich vorher (oder spätestens beim Überarbeiten) überlegen, wann eine solche Szene Sinn macht, aber eigentlich passt es vom Gefühl her meistens ganz gut. Um das Ganze mal prozentual aufzusplitten, würde ich sagen, ein gutes Buch besteht (neben 100 anderen wichtigen Faktoren) aus 80% Story und 20% Füllszenen.
Hier ein Beispiel, wenn ihr noch nicht ganz verstanden habt, woran ihr eine Füllszene erkennen könnt.

Achtung, Füllszene. Konzentration kann abgeschaltet werden.

Franz erwischte das Taxi nur knapp, als er dann aber darin saß und die Wärme ihn einhüllte  konnte er sich etwas entspannen. Im Kopf durchlebte er die vorangegangenen Ereignisse noch einmal. Was hatte dieser Mann am Hauptbahnhof gemacht? Und war es reiner Zufall, dass er ihm so bekannt erschien? Sanft legte Lisa neben ihm ihre Hand auf sein Bein und er kam ein bisschen herunter. Er sollte sich nicht solche Gedanken machen. ... to be continued
Diese Szene reflektiert, was vorher passiert ist und erinnert den Leser so noch einmal daran. Die Fragen, welche Franz sich hier selbst stellt, kann der Leser für sich beantworten oder auch nicht. Wenn der Leser diese Szene nicht genau liest, würde es dem Verständnis für den Verlauf der Geschichte keinen Abbruch tun.

Jetzt gehts wieder wichtig weiter, KEINE Füllszene mehr!

Und dann sah er ihn. Der Mann stand, mit den Fingern schnippsend, am Wasserspender. Er trug eine dunkle Lederjacke und starrte ihn durchdringend an. Ob er tatsächlich ihn meinte? Franz vergaß die Leute um ihn herum völlig und bewegte sich rückwärts von diesem gruseligen Typ weg. Das hatte seine Folgen, denn er rannte prompt in jemanden hinein. 
Im Gegensatz zu der vorangegangenen Füllszene oben, ist diese Szene wieder wichtig, denn sie enthält Informationen, die den Fluss der Geschichte voranbringen. Wer zum Beispiel ist dieser Wasserspender-Kerl, vielleicht wird das später mal der Bruder seiner dann festen Freundin sein. Genauso der Mensch in den unser Beispielprotagonist hier hineinrennt: Zeigt er ihm den Weg eröffnet das völlig neue Möglichkeiten für die Geschichte an sich.

Ich schreibe einfach 100 Füllszenen und hab dann ein 500-Seiten-Buch


Dies ist k-(eine schlechte) Lösung, denn darum sollte es nicht gehen. Auch wenn das ziemlich gemein klingt, lässt es sich pauschal so ausdrücken: Wenn du nichts zu erzählen hast, dann lass es sein. Füllszenen machen NIE die Geschichte aus, sie unterstützen nur hier und da ein wenig und sei es auch nur, um den Protagonisten ein bisschen besser kennenzulernen. Meist weiß man als Autor selbst noch gar nicht, welche Szenen wichtig für den Verlauf der Geschichte werden und welche nur als Füllszene dienen, spätestens beim Überarbeiten am Ende wird einem dann aber klar, was man behält (sei es als Füllszene oder weil es wichtig ist) und was man mit Strg-D ganz schnell in den Papierkorb verschiebt.


kurzes Fazit über das viele Gequatsche


Zusammengefasst will ich damit nur sagen: Schreibt alles auf, was euch in den Kopf kommt, auch wenn es euch noch nicht wichtig erscheint. Es könnte die gesamte Geschichte in eine ganz neue Richtung lenken - und wenn nicht, dann nutzt ihr es einfach als Füllszene.


Also dann, auf gutes Schreiben
eure Tia :)

Mittwoch, 20. August 2014

Diabolik Lovers (Anime) ~ Kritik

Sprache: japanisch

Untertitel: deutsch


Titel: Diabolik Lovers

Anzahl: 12 Folgen á 15 Minuten

adaptiert von: Visual Novel

Genre: supernatural, romance, horror (?)

Charakter Design: Yuuko Yahiro

Musik: Yuuki Hayashi


Storyboard
Die 17-jährige Oberschülerin Yui Komori zieht - auf Wunsch ihres Vaters - in eine neue Stadt und dort in ein altes Herrenhaus. Sie trifft auf die fünf sadistischen Sakamaki-Halbbrüder, die dieses bewohnen und ihr von Anfang an klar machen, was Yui für sie ist: Ein Opfer. 


eigene Meinung
Ich habe wohl noch nie einen Anime gesehen, bei dem sich die Meinungen so klar gliedern! Gleich zu Beginn muss ich sagen: Ich habe das Spiel nicht gespielt und ich bin sicher, wenn ich es getan hätte und den Anime nur zur Ergänzung gesehen hätte, wäre meine Meinung vielleicht anders ausgefallen.

Aber beginnen wir am Anfang. Jede Folge beginnt mit einer großen goldenen Uhr, die mithilfe ihrer Zeiger die jeweilige Folge anzeigt. Das fand ich eine mal etwas andere und daher gute Idee, denn dies passt gut zu der alten Herrenhausstimmung, die hier vermittelt werden soll. Ist der Zeiger einmal ganz rum, endet der Anime.
Insgesamt ist es wohl relativ schwer, in eine Folge von nur 15 Minuten Spielzeit (mit Opening-theme und Abspann), viel Story und Spannung hinein zu packen. Im Gegensatz zu vielen Kritiken, die dies stark bemängeln, muss ich aber sagen, dass ich schon durchaus langweiligere Animes gesehen habe. Für die 12 Folgen á 15 Minuten fand ich die Geschichte gut aufgeteilt.

Nun zu den Charakteren: Insgesamt gibt es sechs Protagonisten (Yui und die Sakamaki-Brüder) und vier Nebencharaktere (die drei Mütter und den Onkel der fünf) und obwohl es nicht viele Folgen sind, lernt man - zumindest die Proti's - schon ziemlich gut kennen. Man bekommt durch Rückblenden immer wieder die Möglichkeit, die Handlungsweisen der Brüder zu verstehen und auch wenn sie einem nicht wirklich sympathisch sind, kann man ihre Beweggründe doch mehr oder weniger nachvollziehen, was ich bei einer Geschichte über Sadismus - der nur von einer Partei gewollt ist - überaus wichtig finde.

Über Yui dagegen erfährt man nicht sehr viel, trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, sie sei mir fremd. Ich erachte sie als ziemlich einfach gestrickten Charakter, für den Rückblenden nicht unbedingt wichtig sind. Was mir allerdings gefehlt hat, ist eine Erklärung für die Sache mit ihrem Vater. Man bekommt Bröckchen hingeworfen, die aber nie aufgeklärt werden. Dafür hätte man sich meiner Meinung nach etwas mehr Zeit nehmen können. Allerdings ist es möglich, dass diese Fragen sich im Spiel klären, wie schon gesagt, bezieht sich diese Kritik ausschließlich auf den Anime und sollte eher die Leute ansprechen, die das Spiel nicht gespielt haben.
Yui an sich wirkt oft wie das Klischeé vom "dummen Blondchen" - rennt sie weg, fällt sie kurz darauf über ihre eigenen Füße. Hat sie die Chance zu fliehen, bleibt sie freiwillig. Und statt sich so oft es geht zu verstecken (wie ich es wohl tun würde, wenn fünf Vampire regelmäßig auf mein Blut aus wären) läuft sie ihnen auch noch naiv hinterher. Hört sie jemanden Piano spielen, steht sie kurz darauf im Zimmer. Sieht sie, wie einer der Brüder im zweiten Stock auf dem Balkongeländer mit den Beinen baumelt, versucht sie ihn vom vermeintlichen Selbstmord abzuhalten. Das finde ich alles nicht sonderlich nachvollziehbar, ich kann es mir nur so erklären, dass damit ihre Unschuld und Freundlichkeit zum Ausdruck gebracht werden soll, außerdem die Tatsache, dass sie sehr gläubig ist.

Den Zeichenstil empfinde ich ebenfalls als angenehm, auch wenn oft gesagt wird, er sei nicht genug ausgearbeitet. Er ist einfach, dabei jedoch keineswegs schlecht. Yui selbst ist mit ihrem rosa Pullöverchen sehr süß dargestellt (oh, da fällt mir ein: Weiterer Pluspunkt. Yui trägt einen Pullover und eine kurze - aber weite - Hose. Manchmal auch eine Leggins. Hat sie mal ein Kleid oder ein Nachthemd an, dann geht es immerhin meistens bis zu den Knien!)

Die Synchronstimmen finde ich unglaublich gut gewählt (ich beziehe mich hierbei auf die japanischen), da jeder den Charakter der gesprochenen Person sehr gut einzufangen vermag und die Stimmen trotzdem alle miteinander harmonieren. Das Zuhören ist sehr angenehm.
Mein Endfazit ist: Zeitverschwendung ist der Anime auf keinen Fall. Wenn man etwas sucht, das nicht so zeitaufwendig ist (was er mit seinen insgesamt 180 Minuten definitiv nicht ist) und wenn man nicht unbedingt darauf bedacht ist, dass jeder gerecht behandelt wird (in Filmen, nicht im echten Leben) dann ist 'diabolik Lovers' durchaus einen Blick wert. Dafür muss man, wie in vielen Kritiken erwähnt - nicht unbedingt masochistisch oder sadistisch veranlagt sein!

Bilder / Screenshots: